“If you can meet with Triumph and Disaster,
and treat those two imposters just the same…”
von Rudyard Kipling
Dieser inspirierende Auszug aus Kiplings Gedicht „If …“ steht über dem Eingang, durch den die Spieler den Center Court in Wimbledon betreten. Er trifft genau, worum es im Sport geht: Nur wer Sieg und Niederlage gleichwertig behandelt, wer auch im Sieg Demut und in der Niederlage Größe zeigt, ist ein wahrer Champion.
1990 – Memphis
„Dieser erste große Turniererfolg war ein Meilenstein in meiner Karriere. Bedingungen, Belag und Bälle kamen mir so gut entgegen, dass es am Ende zum Turniererfolg reichte. Der erste Turniersieg ist immer der schwerste. Ich war sehr glücklich und stolz, dass ich in Memphis gewinnen durfte. Ein Teil des ersten Preises war, dass man einen reservierten Parkplatz auf Lebenszeit erhält. Mal etwas anderes. Leider gibt es das Turnier nicht mehr.“
Michael Stich | 65 | 6 | 7 |
Wally Masur | 7 | 4 | 61 |
1991 – Wimbledon
„Wow – was für ein Turnier! Ich begann mein Erstrundenmatch am Montag und beendete es am Donnerstag. Nur Regen. Das erste Mal in der Historie von Wimbledon, dass am mittleren Sonntag gespielt wurde. Halbfinale gegen Edberg. Ich konnte ihn nicht einmal breaken, gewann aber trotzdem. Dann das erste rein deutsche Wimbledon-Finale, und Lady Diana war in der Royal Box. Mehr geht nicht.“
Michael Stich | 6 | 7 | 6 |
Boris Becker | 4 | 64 | 4 |
1991 – Mercedes Cup Stuttgart
„Zwei Wochen nach Wimbledon hatte ich die Vereinbarung, in Stuttgart auf Sand zu spielen. Kein leichtes Unterfangen, aber ich war und bin der Meinung, es ist nur eine Frage des Kopfes, sich auf einen neuen Belag einzustellen. Das Spiel bleibt immer dasselbe. Mein erstes Turnier in der Heimat als Wimbledon Sieger. Das Publikum war fantastisch und hat mir geholfen, meinen ersten Turniersieg auf deutschem Boden zu holen.“
Michael Stich | 1 | 7 | 6 | 6 |
Alberto Mancini | 6 | 69 | 4 | 2 |
1991 – Schenectady
„Schenectady ist ein kleines Städtchen außerhalb von New York. Ein beschauliches Turnier, mit sehr viel Liebe organisiert. Die Turnierdirektorin, Nitty Singh, hatte gehört, dass ich großer Clint Eastwood Fan bin und hatte mir alle seine Filme auf VHS als Geschenk gemacht. Das hat mir sehr viel bedeutet. Leider habe ich die Kassetten im Taxi in New York vergessen. Aber ich hatte den ersten Sieg auf Hartplatz in der Tasche.“
Michael Stich | 6 | 6 |
Emilio Sánchez | 2 | 4 |
1991 – Wien
„Eines meiner Lieblingsturniere auf der Tour. Denn mit Leo Huemer hatte es einen besonderen Turnierdirektor, der sich mit großer Hingabe um uns Spieler kümmerte. Hinzu kommt, dass ich in Wien immer meinen Geburtstag feiern durfte. Mit dem Turniersieg schaffte ich es als erster Spieler seit vielen Jahren, 4 Turniere auf 4 unterschiedlichen Belägen in einem Jahr zu gewinnen. Das hat mich stolz gemacht.“
Michael Stich | 6 | 6 | 6 |
Jan Siemerink | 4 | 4 | 4 |
1992 – Rosmalen
„Rosmalen war ein weiterer Turniersieg auf Rasen. Man erwartet in Holland nicht unbedingt Rasentennis. Aber die Veranstalter haben damals einen tollen Job gemacht. Es war das erste Turnier, bei dem ich mit John McEnroe Doppel spielte – als Generalprobe für Wimbledon. Nachdem ich John in Rosmalen im Halbfinale geschlagen hatte, wollte er in Wimbledon gar nicht mehr mit mir spielen. Er hat sich anders entschieden, und wir konnten in dem Jahr gemeinsam Wimbledon gewinnen.“
Michael Stich | 6 | 7 |
Jonathan Stark | 4 | 5 |
1992 – Wimbledon
„Mein zweiter Grand Slam-Titel, wenn auch im Doppel, und John McEnroes letzter Grand Slam-Sieg. Das Finale wurde am Montag auf dem legendären alten Platz 1 zu Ende gespielt, den es inzwischen nicht mehr gibt. Und wir gewannen 19-17 im fünften Satz. Es ist bis heute das längste Doppelfinale der Wimbledongeschichte. Ein großer Erfolg mit einem tollen Freund. Unvergesslich.“
Michael Stich & John McEnroe | 5 | 7 | 3 | 7 | 19 |
Jim Grabb & Richey Reneberg | 7 | 65 | 6 | 65 | 17 |
1992 – Olympiasieg
„Die Olympischen Spiele waren immer ein Traum von uns Tennisspielern, auch wenn sie nicht die gleiche Bedeutung hatten wie die Grand Slams. Im Einzel hatten wir beide früh verloren, und nun blieb nur das Doppel, um eine Medaille zu holen. Im Rückblick einer der größten Erfolge meiner Karriere, und ich bin Boris sehr dankbar, dass wir dies gemeinsam erreicht haben. Nebenbei … das Leben im olympischen Dorf war sehr spannend und eine der schönsten Erfahrungen meiner Profilaufbahn.“
Michael Stich & Boris Becker | 7 | 4 | 7 | 6 |
Wayne Ferreira & Piet Norval | 65 | 6 | 65 | 3 |
1992 – Grand Slam Cup
„Der Abschluss eines nicht wirklich guten Jahres. 1992 hatte ich Motivationsprobleme, aber in Deutschland zu spielen, hat mich trotzdem gepusht. Es war ein perfektes Turnier mit einem klaren Sieg im Finale gegen Michael Chang. In der Olympiahalle in München habe ich immer sehr gerne gespielt. Ein besonderer Ort mit einer besonderen Geschichte. Es war der Startschuss für das beste Jahr meiner Karriere – 1993.“
Michael Stich | 6 | 6 | 6 |
Michael Chang | 2 | 3 | 2 |
1993 Perth – im Finale 2:1 gegen Spanien
„Der Hopman Cup war die inoffizielle Mixed-Weltmeisterschaft. Und wie bei allen Teamwettbewerben wollte ich diesen gerne gewinnen. Zum Glück hatte ich Steffi als Partnerin, die mich in den Vorrundenspielen gerettet hat. Im Finale konnte ich dann einen Einzelpunkt zum Sieg beitragen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, mit Steffi in einem Team zu spielen. Die größte Herausforderung war es aber, mit Steffi zu trainieren. Unglaublich, mit welcher Intensität und Energie sie auf dem Platz stand. Da habe ich noch etwas lernen können.“
Michael Stich | 7 | 6 |
Emilio Sánchez | 5 | 3 |
1993 – Stuttgart Indoor
„Der erste große Sieg in 1993 und das wieder in der Heimat. Im Finale gegen Richard Krajicek war ich schon auf der Verliererstraße. Der Schiedsrichter überstimmte im 5. Satz den Linienrichter und gab ein Ass von Krajicek als Fehler. Diese Entscheidung änderte das Match, und ich gewann knapp in fünf Sätzen. Manchmal braucht man ein wenig Hilfe von außen, um einen großen Sieg zu feiern. Ich glaube, sonst hätte Krajicek gewonnen.“
Michael Stich | 4 | 7 | 7 | 3 | 7 |
Richard Krajicek | 6 | 5 | 64 | 6 | 5 |
1993 – Hamburg
„Der mit Sicherheit emotionalste Sieg meiner gesamten Karriere. Ein Kindheitstraum ging in Erfüllung, und ich konnte bei der Siegerehrung die Tränen nicht zurückhalten. Diesen Sieg habe ich mit meinem Coach Mark Lewis mit einem Sprung in den Pool des Clubs gefeiert. Bis heute der schönste Sieg in meiner Laufbahn, den ich gegen nichts eintauschen würde.“
Michael Stich | 6 | 61 | 7 | 6 |
Andrei Chesnokov | 3 | 7 | 67 | 4 |
1993 – London, Queen’s Club
„Der Queen‘s Club ist einer der ältesten und traditionsreichsten Clubs der Welt. Dort zu gewinnen, ist ein Muss für jeden Spieler, der Rasen liebt. Ich habe in der Turnierwoche das beste Rasentennis meiner gesamten Karriere gespielt und bin mit der Gewissheit nach Wimbledon gefahren, dass ich auch dort gewinnen würde. Leider kam es anders.“
Michael Stich | 6 | 6 |
Wayne Ferreira | 3 | 4 |
1993 – Basel
„Das Besondere bei diesem Turnier war, dass Stefan Edberg und ich vorm Finale keinen Partner hatten, um uns einzuspielen. Also habe ich Stefan einfach gefragt, ob wir uns nicht warmspielen wollen. Sehr ungewöhnlich, dass sich die Finalisten miteinander einspielen. Aber es hat mir nicht geschadet. In einem tollen Match durfte ich gegen Stefan gewinnen. Basel ist eine wunderbare Stadt, und ich habe immer gerne dort gespielt.“
Michael Stich | 6 | 65 | 6 | 6 |
Stefan Edberg | 4 | 7 | 3 | 2 |
1993 – Stockholm
„Vor meinem Erstrundenmatch bemerkte ich, dass ich meine Tennisschuhe im Hotel vergessen hatte. Aber es blieb keine Zeit, sie zu holen. Also musste ich mein erstes Match mit Joggingschuhen bestreiten. Ich schlug drei schwedische Spieler in Folge, um am Ende in einem engen Match gegen Goran zu bestehen. Es war der zweite Sieg bei einem Masters Turnier.“
Michael Stich | 4 | 7 | 7 | 6 |
Goran Ivanišević | 6 | 66 | 63 | 2 |
1993 – ATP Tour World Championship
„Ein perfekter Abschluss eines fast perfekten Jahres. Nach der Enttäuschung aus 1991 in der Frankfurter Festhalle wollte ich es dieses Mal besser machen. Und es gelang mir. Die Fans haben mich fantastisch unterstützt, und das war auch ein Grund dafür, dass ich gegen Sampras im Finale siegen konnte. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, dass Jim Courier während unseres Matches in der Gruppenphase bei den Seitenwechseln ein Buch las. Bis heute kenne ich nicht den Grund dafür.“
Michael Stich | 7 | 2 | 7 | 6 |
Pete Sampras | 63 | 6 | 67 | 2 |
1993 – Davis Cup – im Finale 4:1 gegen Australien
„Der entscheidende Tag war der Samstag, an dem ich mit Patrik Kühnen gegen das absolut weltbeste Doppel in vier Sätzen gewann. Dies war der Grundstein zu unserem Davis Cup-Sieg. Es war eine fantastische Atmosphäre in Düsseldorf vor 12.000 Zuschauern. So etwas wird es nie wieder geben, und ich bin dem Team und Niki Pilic unendlich dankbar, dass wir diesen Erfolg gemeinsam errungen haben.“
Michael Stich | 62 | 6 | 6 | 4 | 6 |
Jason Stoltenberg | 7 | 3 | 1 | 6 | 3 |
Michael Stich / Patrik Kühnen | 7 | 4 | 6 | 7 |
Todd Woodbridge / Mark Woodforde | 65 | 6 | 3 | 65 |
Michael Stich | 6 | 6 | 6 |
Richard Fromberg | 4 | 2 | 2 |
1994 – Rotterdam
„Tolle Atmosphäre und ein unglaublich sachkundiges Publikum, das schon immer großen Spaß am Tennis hatte. Ich war zum Ende des Finales wie im Rausch und es gelang mir einfach alles. Einer dieser Tage, die man gerne öfters gehabt hätte.“
Michael Stich | 4 | 6 | 6 |
Wayne Ferreira | 6 | 3 | 0 |
1994 – München
„Nachdem es 1993 im Finale gegen Ivan Lendl nicht ganz gereicht hatte, klappte es in 1994. Ich habe eine besondere Beziehung zum MTTC Iphitos. Mit einer großartigen Mannschaft wurde ich 1990 Deutscher Meister, und ich bin Ehrenmitglied des Vereins. Auch habe ich einige Jahre in München gelebt. Ein Sieg, den ich in meiner zweiten sportlichen Heimat immer erreichen wollte, und der vorletzte Titel, der mir auf deutschem Boden noch fehlte.“
Michael Stich | 6 | 2 | 6 |
Petr Korda | 2 | 6 | 3 |
1994 – World Team Cup – im Finale 2:1 gegen Spanien
„Der letzte Mannschaftswettbewerb, der mir in meiner Sammlung noch fehlte: die Mannschafts-Weltmeisterschaft im Rochusclub; nach dem Davis Cup der zweite große Titel, den ich in Düsseldorf gewann. Es war ein ganz besonderes Turnier mit besonderen Menschen. Allen voran Horst Klosterkemper, der die Seele dieses Events war. Das Beste war die Players Party, auf die wir uns alle immer sehr gefreut haben.“
Michael Stich | 2 | 6 | 6 |
Sergi Bruguera | 6 | 4 | 3 |
Michael Stich / Bernd Karbacher | 7 | 4 | 6 |
Tomas Carbonell / Carlos Costa | 5 | 6 | 4 |
1994 – Halle
„Der letzte Titel, der mir auf deutschem Boden noch fehlte. Dazu war es der Beginn einer bis heute andauernden Freundschaft mit der Familie Weber. Es war immer unvorstellbar, ein Rasenturnier in Deutschland zu haben, aber die Webers haben etwas Fantastisches aufgebaut. Als Sieger ein Teil davon zu sein, ist großartig und ich bin immer wieder gerne Gast in Halle.“
Michael Stich | 6 | 4 | 6 |
Magnus Larsson | 4 | 6 | 3 |
1995 – Los Angeles
„Los Angeles ist eine meiner Lieblingsstädte in den USA. Ich habe dort sehr gute Freunde, und aus diesem Grund war der Sieg umso schöner. Leider fingen in dieser Zeit meine Schulterprobleme an, und das Turnier konnte ich nur mit Schmerzmitteln gewinnen. Aber es hat sich gelohnt. Ein tolles, kleines Stadion mit sportbegeisterten Menschen.“
Michael Stich | 67 | 7 | 6 |
Thomas Enqvist | 7 | 64 | 2 |
1996 – Antwerpen
„Ich kam von einer langen Verletzungspause nach meiner schlimmen Fußverletzung, die ich mir im Jahr zuvor in Wien zugezogen hatte. In der Zeit hatte ich meine Vorhandtechnik verändert und probierte sie zum ersten Mal bei einem Turnier aus. Ein voller Erfolg, der mir zeigte, dass man auch nach langer Zeit immer wieder an sich arbeiten und für Veränderungen offen sein muss. Es war der letzte Sieg meiner Karriere, aber ein sehr schöner.“
Michael Stich | 6 | 6 | 7 |
Goran Ivanišević | 3 | 2 | 65 |